Sozialwissenschaftliches Teilprojekt
Biologische Lagen unterscheiden sich unter anderem durch ihre Dynamik und die Bandbreite bekannter (und unbekannter) Agenzien von Lagen, die auf einmalige Ereignisse, wie der Freisetzung von Radioaktivität zurückgehen. Versuche biologische Gefahren zu verstehen, werden oftmals aus mikrobiologischer oder infektionsepidemiologischer Perspektive unternommen. Tatsächlich ist für ein Verständnis solcher Risiken aber auch von großer Bedeutung, wie biologische Gefahren und/oder bereits bestehende Lagen unterschiedlicher Genese und Intensität in der Bevölkerung, in Institutionen und in Expertengesellschaften (die z.B. durch die Herstellung missbrauchsfähigen Wissens gleichfalls in komplexer Weise biologische Risiken beeinflussen können) wahrgenommen werden und wie sich dies auf die Manifestation der Schadwirkung auswirkt. Darüber hinaus sind auch die staatlichen Bewältigungspotentiale für komplexe Gefahren- und Schadenslagen ein wichtiger Einflussfaktor für die Bewertung und Behandlung von Risiken.
Sozialwissenschaftliche Ansätze können helfen, diese Aspekte besser in die Risikobewertung zu integrieren. Trotz besserer Identifizierung von Parametern für eine Risikoanalyse wird dabei der Umgang mit Nichtwissen im Vorfeld und in der Bewältigung besonderer biologischer Lagen eine Herausforderung bleiben.
Das sozialwissenschaftliche Teilprojekt soll diese politischen und soziologischen Dimensionen biologischer Risiken ausleuchten. Hierzu werden die drei nachfolgend dargestellten Fragestellungen untersucht.
Teilprojektleiter: Dr. Gunnar Jeremias
Governance von Dual-Use Research of Concern (DURC)
Forschung und Entwicklung im Bereich der Biologie hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Während diese Forschung einen großen Beitrag zum Gesundheits- und Umweltschutz leistet besteht gleichzeitig auch die Befürchtung das Teiler der Forschung für nicht-friedliche Aktivitäten missbraucht werden können.
Experimente die in die Kategorie der Dual-Use Research of Concern, also solche die als besonders einfach Missbrauchsfähig gelten, stehen dabei im Mittelpunkt aktueller Diskussionen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage wie ein Missbrauch von Forschungsergebnissen verhindert werden kann? Welche Maßnahmen helfen potentielle Risiken früh zu erkennen, wie kann ihnen begegnet werden und wie lassen sich solche Maßnahmen in die wissenschaftliche Praxis implementieren?
Ansprechpartner: Jan Opper
Multi-Level Security Governance biologischer Gefahren- und Schadenslagen
Welche Akteure sind in die Risikoanalyse und das Krisenmanagement biologischer Gefahren- und Schadenslagen involviert und welche Koordinationsinstrumente werden hierzu genutzt?
Aufgrund der föderalen Sicherheitsarchitektur und des Ressortprinzips der Bundesrepublik Deutschland ergibt sich ein heterogenes Geflecht an Behörden, Zuständigkeiten und Bewältigungskapazitäten im Hinblick auf biologische Lagen. Hinzu kommen weitere politische und zivilgesellschaftliche Akteure.
Ziel dieser Fragestellung ist es, diese Akteure, ihrer Bewältigungspotentiale sowie vertikale und horizontale Koordinierungsmechanismen mithilfe des Ansatzes der Multi-Level Security Governance zu identifizieren sowie gegebenenfalls Schutzlücken ermitteln und Empfehlungen zur Optimierung aussprechen.
Ansprechpartner: Helge Martin