Projekt BIGAUGE (Biologische Gefahren: Analyse und integrierte Einschätzung von Risiken)
Nur wenige biologische Gefahren manifestieren sich so regelmäßig, wie die jährlich wiederkehrende Grippeepidemie. Für die meisten biologischen Gefahren ist dagegen nur schwer abzusehen mit welcher Wahrscheinlichkeit sie auftreten - und welche schädigenden Wirkungen sie im Einzelfall entfalten werden, ist auch für die wiederkehrende Gefahren kaum mit den vorhandenen Instrumenten kaum abzuschätzen.
Das gilt für biologische Gefahrenlagen mit natürlichem Ursprung ebenso wie für Szenarien, die absichtlich herbeigeführt sind oder aus einem Unfallgeschehen hervorgehen. Bisher existierende Instrumente zur Abschätzung biologischer Risiken konzentrieren sich häufig auf je spezifische Merkmale, wie die Anzahl der potenziell Betroffenen, befassen sich mit eng definierten Szenarien in Infektionsketten (z.B. Lebensmittelkontaminationen oder Nadelstichverletzungen), oder konzentrieren sich
Auf die Planung behördlicher Reaktionen auf sehr allgemeingehaltene Szenarien (z.B. Kontamination der Umgebung eines Sicherheitslabors). Oft sind auch die Eingangsparameter für die Abschätzung biologischer Risiken noch nicht bekannt: welchen Einfluss haben neue, sich derzeit etablierende Technologien in den Biowissenschaften; wie verändert sich die soziale (disruptive) Schadwirkung, wenn in der Bevölkerung bekannt wird, dass keine natürliche Infektionsursache vorliegt?
Dazu werden die unterschiedlichen und bisher wenig kompatiblen Perspektiven unterschiedlicher Expertengemeinschaften (z.B. Epidemiologie und Entscheider in der Sicherheitspolitik) in einer interdisziplinären Nachwuchsgruppe in einem übergreifenden Analysealgorithmus integriert. Eine quantitative Berechnung biologischer Risiken wird, schon aufgrund der regelmäßig sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeit nicht gelingen können, jedoch soll eine qualitative Abwägung unterschiedlicher Risiken dazu führen, dass Behörden in der Auswahl der Szenarien, auf die sie sich vorbereiten, unterstützt werden und somit entsprechende präventive Maßnahmen umgesetzt werden können. Das übergeordnete Ziel ist demnach, Voraussetzungen für einen verbesserten Gesundheitsschutz für die Bevölkerung zu schaffen, indem das öffentliche Gesundheitssystem auf die neu geschaffenen oder optimierten und risikoangepassten Strukturen und Fähigkeiten zurückgreifen kann.
Ein Team aus Natur- und Sozialwissenschaftlern wird sich über einen Zeitraum von fünf Jahren mit dieser Thematik befassen. Im Zuge dessen werden Dissertationsarbeiten in den Fächern Mikrobiologie, Epidemiologie, Informatik, Politikwissenschaft und Soziologie entstehen.