Abrüstungsverifikation
Bis heute besteht umfangreicher Forschungs- und Entwicklungsbedarf , mit welchen Messverfahren und Prozeduren im Rahmen zukünftiger oder internationaler Verträge die Abrüstung nuklearer Sprengköpfe überwacht und verifiziert werden kann. Diese Thematik stellt einen aktuellen Forschungsschwerpunkt des ZNF dar.
Wesentliche Arbeiten hierfür sind in den Kontext der internationalen Arbeitsgruppe „International Partnership for Nuclear Disarmament Verification“ (IPNDV) eingebettet, in der Vertreter*innen aus 25 Staaten ihre Forschungen koordinieren und ein Inspektionsregime für die Abrüstung nuklearer Sprengköpfe entwickeln. Der Leiter des ZNF, Prof. Dr. Gerald Kirchner, ist auch in der dritten Phase dieses Projekts als deutscher Experte eingebunden.
Zu diesem Zweck wird seit November 2017 ein Drittmittelprojekt durch das Auswärtige Amt gefördert, in dessen Rahmen ein Wissenschaftler des ZNF, unterstützt von zwei studentischen Mitarbeitern, an der Entwicklung der Deutsch-Französischen Übung “Nuclear Disarmament Verification (NuDiVe)“ federführend beteiligt ist. Eine weitere Stelle wurde am Forschungszentrum Jülich geschaffen, wo die Abrüstungsübung im September 2019 statt fand, als erste offene, multilaterale Abrüstungsübung mit Teilnehmern aus 11 Ländern. In dieser Übung konnte der zentrale Schritt einer überwachten Demontage eines Sprengkopfes in einer realistischen Umgebung simuliert werden, unter besonderer Berücksichtigung von Inspektionsmaßnahmen und Messverfahren, die die Möglichkeit einer Abzweigung spaltbaren Materials durch den inspizierten Atomwaffenstaat ausschließen sollen.
Diese Bemühungen werden wissenschaftlich durch eigene Forschungen begleitet, welche die Möglichkeit der Abzweigung nuklearen Materials untersuchen. Mehrere vor kurzem abgeschlossene studentische Examensarbeiten haben die prinzipiellen Eigenschaften verschiedener Abschirmungsmaterialien für Neutronen aus Plutoniumproben untersucht sowie in konkreten Szenarien physikalisch simuliert, inwieweit kleine Plutoniummengen in im Abrüstungsprozess verwendeten Abfallcontainern durch verschiedene Abschirmungen versteckt werden können. Diese Arbeiten werden aktuell durch detailliertere Simulationen und experimentelle Untersuchungen in Kooperation mit dem „Studienzentrum für Kernenergie“ (SCK•CEN) in Mol fortgeführt. (Beispiel 1 ; Beispiel 2 )